Namibia galt über lange Zeit als eines der Vorzeigeländer für Pressefreiheit in Afrika. Die Verfassung garantiert Meinungs- und Pressefreiheit, Gesetze wie das „Access to Information Act" stärken den rechtlichen Rahmen. Medienorganisationen, Gewerkschaften journalistischer Berufsverbände und NGOs weisen immer wieder auf das Selbstverständnis und die Tradition hin, Medien als „vierte Gewalt" zu schützen, und nach wie vor haben viele Bürger*innen Vertrauen in die Medien.
Doch in jüngster Zeit gerät diese Freiheit zunehmend unter Druck. Der Pressefreiheitsindex von Reporter ohne Grenzen weist einen Rückgang in Namibias Bewertung über alle fünf Indikatoren (politisch, rechtlich, wirtschaftlich, sozio-kulturell, Sicherheit) auf. Viele Medienhäuser sind strukturell schwach aufgestellt: Sie sind aufgrund geringer Einnahmen ökonomisch anfällig und oft abhängig von Werbung oder staatlicher Finanzierung, die zu Selbstzensur führen kann. Damit einher gehen prekäre Arbeitsbedingungen und hohe Fluktuation. Gleichzeitig reagieren staatliche Stellen sensibler gegenüber Kritik an Staatsorganen, Justiz oder der Regierungsführung. Kritik wird als „falsch" oder „negativ" zurückgewiesen.
Der Fall Johnathan Beukes
Johnathan Beukes war Managing Editor bei New Era, einer regierungsnahen bzw. staatlich kontrollierten Zeitung. Seine Suspendierung im Oktober 2023 erfolgte direkt nach Veröffentlichung eines Leitartikels, der die Transparenz der Judikative infrage gestellt hatte, ohne dass formale Anklagen zunächst klar kommuniziert wurden. Zudem war sie mit der Einschränkung verbunden, keinen Zugang mehr zu den Büroräumen zu haben und keine öffentlichen Stellungnahmen abgeben zu dürfen. Später hieß es, sie hätten sich einvernehmlich getrennt. Beukes erklärt, er habe nicht selbst gekündigt, sondern sei zu dieser Übereinkunft gedrängt worden. Warum und wie genau, bleibt laut seiner Darstellung durch Geheimhaltungsvereinbarungen weitgehend unklar.
Beukes äußerte sich besorgt über die zunehmende Erosion medienpolitischer Freiheiten: Über die Intoleranz gegenüber Basis- und Minderheitenstimmen, über negativen Einfluss auf öffentliche Interessen sowie über den Druck, Erkenntnisse aus repräsentativen Medien zu verschleiern oder positiv zu verfärben.
Mediengewerkschaften wie etwa die Namibia Media Professionals Union (Nampu), internationale Organisationen wie die International Federation of Journalists (IFJ) oder das Committee to Protect Journalists (CPJ) haben die Suspendierung/Entlassung verurteilt. Sie weisen auf das Risiko hin, dass solche Fälle nicht nur einzelne Journalist*innen treffen, sondern abschreckend wirken: Wer kritisch berichtet, riskiert Sanktionen – was Selbstzensur und Einschränkungen bei öffentlicher Debatte bedeutet und damit die Demokratie gefährden kann.
Der Beitrag erschien zuerst in der aktuellen Ausgabe der Zeitschfit Afrika Süd 4/2025. In der selben Ausgabe erschien ein Artikel von Johnathan Beukes über das solziale Sicherheitsnetz in Namibia.



