Terminkalender
Verhandlungen ohne die Betroffenen? Versöhnung ohne Gerechtigkeit?
Eine Diskussion über den Umgang Deutschlands und Namibias mit Völkermord und Kolonialverbrechen
10.10.2025, 17:00 Uhr
European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR)
Zossener Str. 55-58 (Aufgang D), 10961 Berlin
Zwischen 1904 und 1908 begingen deutsche Kolonialtruppen den ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts an den Ovaherero und Nama im heutigen Namibia. Mehr als ein Jahrhundert später begannen 2015 Verhandlungen zwischen Deutschland und Namibia, doch das daraus resultierende Versöhnungsabkommen – das noch immer nicht unterzeichnet ist – stößt bei den Nachfahren der betroffenen Gemeinschaften auf breite Ablehnung.
Seit Jahren fordern VertreterInnen der Ovaherero und Nama, unterstützt von der Zivilgesellschaft in Namibia, der Diaspora und darüber hinaus, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung. Die Regierungen haben ihren anhaltenden Druck jedoch ignoriert. WissenschaftlerInnen, AktivistInnen und Menschenrechtsorganisationen in beiden Ländern haben den Verhandlungsprozess kritisiert, insbesondere den Ausschluss von Opferverbänden und die Weigerung Deutschlands, den Völkermord anzuerkennen und direkt mit den indigenen Völkern der Nama und Ovaherero über Wiedergutmachung zu verhandeln.
An diesem Abend möchten wir diskutieren, welche nachhaltigen Auswirkungen der Völkermord und die Mängel des vorgeschlagenen Abkommens haben und wie das Völkerrecht und die Menschenrechtsgesetze die Forderungen der Nama und Ovaherero nach Menschenrechten unterstützen. Es geht nicht nur um die Anerkennung kolonialer Verbrechen, sondern auch um die Möglichkeit einer gemeinschaftsorientierten und integralen Wiedergutmachung, gemeinsam mit umfassenderen Forderungen internationaler Menschenrechtsorganisationen wie der Afrikanischen Union, zur Stärkung der globale Wiedergutmachungsbewegung.
Gespräch mit Paul Thomas (Sprecher der Nama Traditional Leaders Association), Almaz Teffera (Researcherin, Human Rights Watch), Andrea Pietrafesa (Legal Advisor, ECCHR) und moderiert von Yannick Müller.
Die Veranstaltung wird simultan aus dem Englischen ins Deutsche und aus dem Deutschen ins Englische übersetzt.
Eine gemeinsame Veranstaltung der Allianz „Völkermord verjährt nicht” und der NTLA, mit besonderem Dank an das ECCHR, die GfbV, die WÖK, Decolonize Berlin und Attac.
Der Link zum Livestream folgt in Kürze.
English Version here:
https://www.ecchr.eu/en/event/negotiating-without-those-affected-reconciliation-without-justice/