Kinderarbeit – Kinderrechte. Beiträge zur Qualifizierung des Umgangs mit Kinderarbeit

Bald nach der 1989 erfolgten Verabschiedung des Übereinkommens über die Rechte des Kindes durch die Generalversammlung der Vereinten Nationen – das unter anderem das Recht des Kindes auf Schutz vor wirtschaftlicher Ausbeutung enthält –, nahm die Intensität der weltweiten Auseinandersetzung mit Kinderarbeit deutlich zu. Im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses standen damals schlimmste Formen der Missachtung der Rechte des Kindes wie Schuldknechtschaft, kommerzieller sexueller Missbrauch von Kindern oder der Missbrauch von Kindern in bewaffneten Konflikten. Internationale Kampagnen mobilisierten beträchtliche Unterstützung.

Auch in Deutschland entstanden Kampagnen wie die gegen Kinderarbeit in der Teppichindustrie. Getragen wurde sie unter anderem von drei Organisationen, die heute im Deutschen NRO-Forum Kinderarbeit zusammen arbeiten (Brot für die Welt, terre des hommes und Werkstatt Ökonomie e.V.). In der zweiten Hälfte der 1990er Jahre bildete sich zur Unterstützung des weltweiten Marsches gegen Kinderarbeit (1998) das Deutsche Bündnis für den Global March, in dem unter anderem Träger des Deutschen NRO-Forums Kinderarbeit mitwirkten (Brot für die Welt, Kindernothilfe e.V. und Werkstatt Ökonomie e.V.).

Das gewachsene öffentliche Interesse griff die Internationale Arbeitsorganisation auf und nahm 1999 und damit zehn Jahre nach der Verabschiedung der UN-Kinderrechtskonvention das Übereinkommen 182 über schlimmste Formen von Kinderarbeit an, das den damaligen Schwerpunkten der Auseinandersetzung mit Kinderarbeit Rechnung trug. 

Doch so notwendig auch der Kampf gegen die von der Internationalen Arbeitsorganisation als schlimmste Formen von Kinderarbeit bezeichneten Verletzungen der Rechte des Kindes ist – sind doch bis zu acht Millionen Kinder Opfer dieser Verbrechen –, so wenig darf darüber vergessen werden, dass diese Verbrechen keinesfalls den Regelfall von Kinderarbeit darstellen: Die allermeisten Kinder arbeiten weltweit unter ganz anderen Bedingungen. Daher hat es sich das 2000 gegründete Deutsche NRO-Forum Kinderarbeit zum Ziel gesetzt, für eine differenzierte Auseinandersetzung mit Kinderarbeit in kinderrechtlicher Perspektive zu werben. Nur so können nachhaltige Wege zur Durchsetzung der Rechte des Kindes in einem arbeitsweltlichen Umfeld gefunden werden.

Diesem Ziel dient auch die vorliegende Broschüre. Sie schildert nur an wenigen Stellen das Leid ausgebeuteter Kinder, die Träger des Deutschen NRO-Forums Kinderarbeit erinnern an dieses Leid an anderen Stellen (vgl. das Materialverzeichnis im Anhang dieser Broschüre). Vielmehr geht es dieser Broschüre um eine Qualifizierung der Auseinandersetzung mit Kinderarbeit, die nicht selten von kurzschlüssigen Vereinfachungen geprägt ist. Deshalb entfaltet die Broschüre die Einsicht, dass es „die“ Kinderarbeit nicht gibt. Sie beleuchtet soziale und wirtschaftliche Zusammenhänge. Und sie skizziert neue Wege zur Verwirklichung der Rechte des Kindes.

Hierbei werden die Trägerorganisationen des Deutschen NRO-Forums Kinderarbeit geleitet von einem kinderrechtlichen Ansatz, der die Kinder als Träger von Rechten ernst nimmt. Einzelne Maßnahmen zur Durchsetzung dieser Rechte bewerten sie gelegentlich unterschiedlich. Dies wird auch in dieser Broschüre deutlich, die gerade durch die an einigen Stellen aufscheinende Unterschiedlichkeit von Sichtweisen zur Diskussion einlädt. Betont sei daher, dass die Artikel von ihren Autorinnen und Autoren verantwortet werden und keine Meinungsäußerung des Deutschen NRO-Forums Kinderarbeit darstellen. 

Die Broschüre wendet sich an Multiplikatorinnen und Multiplikatoren der schulischen und außerschulischen entwicklungspolitischen Bildungsarbeit, an Journalistinnen und Journalisten und an Politikerinnen und Politiker. Auf deren Rückmeldungen freuen sich die Träger des Deutschen NRO-Forums Kinderarbeit.

Bibliographische Angaben

Heidel, Klaus (Hg.) (2009): Kinderarbeit – Kinderrechte. Beiträge zur Qualifizierung des Umgangs mit Kinderarbeit in kinderrechtlicher Perspektive, hg. im Auftrag des Deutschen NRO-Forums Kinderarbeit, Heidelberg, Juni 2009, 54 S.