Der erste Tag der FFD4 in Sevilla verlief, wie es bei solchen Megakonferenzen üblich ist: Die Eröffnungszeremonie bestand aus einer Reihe von Reden. Zu Wort kamen etwa der spanische König, der UN-Generalsekretär, Vertreter:innen „multilateraler“ Organisationen wie Internationaler Währungsfonds, Weltbank und Welthandelsorganisationen, regionale Zusammenschlüsse, Europäische und Afrikanische Union und dazu noch einige Staats- und Regierungschefs. Eine Gemeinsamkeit war das Bekenntnis zum Multilateralismus im aktuellen geopolitischen Kontext, den alle als besonders und beunruhigend qualifizierten. Dennoch wurden bereits in den Eröffnungsreden Unterschiede in der Positionierung deutlich: Während der Präsident der AU den Preis der Schulden für die Menschen in Afrika und die überproportionale Verwendung der Ressourcen reicher Länder für Kriege und Militarisierung kritisierte, die Notwendigkeit des Kampfes gegen „Illicit Financial Flows“ und die Führungsrolle der Afrika-Gruppe in den Verhandlungen um ein UN-Rahmenübereinkommen über die internationale Zusammenarbeit in Steuerfragen betonte, zelebrierte sich die EU-Präsidentin für die Erfolge von Global Gateway, jenem Investitionsprogramm, mit dem die EU Privatkapital für Investitionen in Entwicklungsländern mobilisiert. Ihr Hinweis darauf, dass Global Gateway bis jetzt alle Erwartungen übertroffen habe, blendete den Hinweis aus, der etwa am Schluss des Zivilgesellschaftlichen Forums gegeben wurde. Es reicht nicht Kapital zu mobilisieren, es kommt auch darauf, zu festzulegen, wozu das Kapital bestimmt ist und welche Auswirkungen es hat. Die Entwicklungsprioritäten und Bedürfnisse der Zielländer der Investitionen sind oft andere als der Fokus von Unternehmen, die in diesen Ländern nach Möglichkeiten zur Gewinnoptimierung suchen.
Ich konzentrierte mich an diesem ersten Tag auf drei Side-Events. Das erste, organisiert von Caritas International, diskutierte die Schuldenkrise und präsentierte die neue Entschuldungskampagne, die von katholischen Institutionen getragen wird.
Mein zweites wurde aus Neugier gewählt. Es ging um „Maximizing remittances and Diaspora Investments towards financing development”, organisiert vom International Fund for Agricultural Development (IFAD) mit der EU-Kommission, Italien, Guatemala, den Philippinen und dem Senegal. Meine Neugier wurde verschärft, als ich hörte, dass die EU-Kommission ihr Engagement im Bereich der Rücküberweisungen als Bestandsteil ihrer „holistischen“ Migrationspolitik sehe. Was dies konkret bedeutet, konnte in dieser Veranstaltung nicht vertieft werden.
Mein letztes Event des Tages hatte die Überschrift „Mobilisierung nationaler Ressourcen und innovative zur Finanzierung der Agenda 2063 der AU“. Zu diesem Side-Event hat das Netzwerk Agenda Afrique mit Sitz im Senegal Vertreter:innen der AU, der Afrikanischen Entwicklungsbank, der UN und nationaler Regierungen (Senegal, Zentralafrikanische Republik) eingeladen. Das Fazit lautete: Afrika hat genug finanzielle und humane Potentiale, um seine Entwicklung selbst zu lenken und zu finanzieren. Dafür ist es wichtig, die zwischenstaatliche Kooperation zu stärken, die internen strukturellen Schwächen zu überwinden und vor allem, sich von fremden Narrativen und vom Glauben zu verabschieden, dass diejenigen, die von der aktuellen Weltordnung profitieren, diese freiwillig ändern werden. Das Highlight dieser Session war, als eine Schwarze Frau aus dem Publikum noch vor dem Beitrag des letzten Panelisten das Wort ergriff und mit Vehemenz kritisierte, wie unerträglich es sei, im 21. Jahrhundert ein rein männliches Panel zu haben, das somit die Frauen als die wichtigsten Agent:innen von Entwicklung marginaliere. Sie erhielt viel Applaus, verließ den Raum unmittelbar danach und verpasste die Antwort der Veranstalter:innen. In dieser Antwort erwies sich, dass unter den einladenden Organisationen aus dem Netzwerk Agenda Afrique feministische Gruppen zu finden sind, die Wert darauf legten, dass Frauen vertreten sind. So wurden für dieses Panel ursprünglich vier Frauen und drei Männer eingeladen. Die vier Frauen sagten aufgrund anderer Verpflichtungen auch im Kontext von FFD4 ab und schickten ihre jeweiligen Stellvertretenden.