Veranstaltungsbericht: Vom Klimapilgerweg zu GWÖ und Transformation

Logo Pilgerweg Wiesenbach

Auf ihren Klimapilgerwegen haben sich die Kirchengemeinden in Wiesenbach bereits intensiv mit Klimagerechtigkeit und den lokalen und globalen Zusammenhängen beschäftigt. Daher lag es nahe, mit einer Veranstaltung eine Verknüpfung zur Wirtschaftsordnung und dem Ansatz der Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) herzustellen.

Als Referent für dieses Thema kam Joachim Langer von der Werkstatt Ökonomie am 8. November zu einem Vortrag mit Diskussion ins Gemeindehaus. Pfarrerin Franziska Gnändinger konnte Gäste aus Wiesenbach, Bammental und Neckargemünd, Kirchengemeindemitglieder, kommunalpolitisch Aktive und interessierte Bürger:innen begrüßen. Sie stellte die Frage, ob und wie die GWÖ zu einer Wirtschaftsform beitragen kann, die nicht mehr von einem unbegrenzten Wachstum ausgeht.

Herausforderung Transformation

Zunächst ging Joachim Langer auf das Thema Transformation ein. Wenn wir unseren ökologischen Fußabdruck betrachten, dann wird sehr deutlich, welchen Umfang der notwendige sozial-ökologische Umbau unserer Gesellschaft und Wirtschaft ausmacht. Im Durchschnitt haben wir in Deutschland einen drei-fachen Fußabdruck. Bedeutet: wenn alle Menschen auf der Erde so leben würden wie wir, dann bräuchten wir drei Erden, um den Ressourcenbedarf zu decken. Um also – global betrachtet - in den Bereich der Nachhaltigkeit zu kommen, gilt es, unseren Lebensstil und unsere Art und Weise zu wirtschaften entsprechend zu verschlanken. In die Sprache des Glaubens übersetzt: es ist nicht angesagt, unsere Infrastruktur und unseren Konsum noch weiter zu vermehren, sondern wir haben bereits zu viel. Wir sind aufgefordert zu teilen, vor allem mit den Ländern im globalen Süden.

Wie möchte die Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) dem begegnen?

Hauptkritik der GWÖ ist, dass die Geldvermehrung zum Ziel unseres Wirtschaftens wurde und dass unsere Wirtschaftsordnung die Ausbeutung von Mensch und Umwelt unterstützt. Die GWÖ dagegen hat ein gutes Leben für Mensch und Umwelt zum Ziel. Dies erfordert, so zu wirtschaften, dass unsere Lebensgrundlage, die Schöpfung Gottes, nicht weiter zerstört wird. Dafür hat sie eine ethische Wirtschaftsordnung entworfen. Das Engagement von Unternehmen und Organisationen, die einen Beitrag zum Gemeinwohl leisten, wird vom Staat anerkannt und honoriert, z. B. steuerlich. Unternehmen, die Mensch und Umwelt ausbeuten werden stärker zur Kasse gebeten. Mit der Umsetzung dieses Ansatzes würden Anreize gesetzt, zum Beispiel Verantwortung für die gesamte Lieferkette zu übernehmen, mit Ressourcen sparsam umzugehen, faire Löhne und gute Arbeitsbedingungen für alle zu gestalten. Insgesamt führt das zu mehr Lebensqualität, weil wir mehr Zeit haben, zum Beispiel für Gesundheit, Soziales, Bildung und Umwelt.

Ethische Wirtschaftsordnung etablieren

Der Beitrag zum Gemeinwohl wird gemessen mit den Werten Menschenwürde, Solidarität & Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit sowie Mitentscheidung & Transparenz. Diese Werte entsprechen auch den christlichen Leitbildern wie Nächstenliebe, Achtung der Menschenwürde und gerechtes Teilen. Das ist der ethische Maßstab, den die GWÖ in unserer Gesellschaft und in unserer Wirtschaftsordnung etablieren möchte. Alle sind eingeladen diesen ethischen Ansatz im persönlichen Wirkungskreis und auf verschiedenen Ebenen einzuführen und einzuüben.

Fragen und Diskussion

Die Teilnehmenden interessierten sich vor allem für bestehende Beispiele und Projekte und wollten möglichst konkret wissen, wie denn eine Umsetzung in Wiesenbach bzw. in der Kirchengemeinde aussehen kann. „Wie lässt sich eine Anknüpfung an bestehende Projekte, wie zum Beispiel den „Grünen Gockel“ (ein Umwelt-Management-System in Kirchengemeinden) gestalten?“ war eine konkrete Frage. Der Referent konnte ausführlich und nachvollziehbar erläutern, dass der ganzheitliche Ansatz der GWÖ viele Anschlussmöglichkeiten mit unterschiedlichem Anforderungsniveau bietet, um aktiv zu werden und sich auf den Weg zu machen. Denn das ist das Entscheidende: unser bisheriges Engagement reicht noch nicht, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen und den nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Umwelt zu hinterlassen. Es gilt zu handeln und den Hebel der Veränderung so anzusetzen, dass sich ein Selbstverstärkungseffekt zum Wohle von Mensch und Umwelt ergibt.