Sozial-ökologischer Umbau unserer Gesellschaft als Voraussetzung für Ressourcengerechtigkeit

Anfang April waren rund 200 Teilnehmer:innen in Stuttgart auf der Entwicklungspolitischen Landeskonferenz, die parallel zur Messe Fair Handeln stattfand. Über 30 Leute nahmen an dem Workshop „Sozial-ökologischer Umbau unserer Gesellschaft als Voraussetzung für Ressourcengerechtigkeit“ teil.

Ausgangspunkt war die These: Solange wir nicht bereit sind, unseren Konsum und unseren Lebensstil in Deutschland und im Globalen Norden in Frage zu stellen, so lange werden wir die dafür notwendigen Rohstoffe – auf welchem Wege auch immer – beschaffen. Denn „Deutschland bzw. Ba-Wü sitzt am längeren Hebel“ und hat die wirtschaftliche und politische Macht dazu.

Gleichzeitig spüren wir immer stärker, dass extreme Ungleichheit unsere Gesellschaft zerstört. Denn je größer der Abstand zwischen arm und reich, desto höher sind die Krankheitsquoten und Kriminalitätsraten und umso geringer ist die soziale Mobilität. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass extreme Ungleichheit ein Gefühl von Unfairness schafft, Vertrauen, Zusammenhalt und Solidarität werden untergraben. Als Folge davon nehmen Unzufriedenheit, Frust, Angst, Depression, und Sucht zu.

Auf dem Workshop wurde die Frage bearbeitet, wie in unserer Gesellschaft ein positives Bild für ein gutes Leben für alle und die Bereitschaft für ein genügsames Leben und eine positive Stimmung für Veränderung erzeugt werden kann. Die Teilnehmenden haben als Input vier Beispiele zu Automobilität, Wohnfläche, Haus-haltsgegenstände und Kleidung bekommen, die unser Potenzial für Veränderung auf den Punkt bringen: massive Einsparmöglichkeiten von Ressourcen zeigen die Chancen und Vorteile eines sozial-ökologischen Umbaus und damit den Weg für ein guten Lebens für alle.

Ergebnisse des Workshops im Hinblick auf mehr Ressourcengerechtigkeit waren:

Es braucht einen politischen und wirtschaftlichen Rahmen, der menschenwürdiges, gerechtes und solidarisches Handeln unterstützt und Ausbeutung im Rohstoffabbau unattraktiv macht. Menschenrechte müssen eindeutig vor wirtschaftlichen Interessen stehen.

Folgende Forderungen an die Landespolitik wurden formuliert:

- Ansätze zukunftsfähigen und gemeinwohlorientierten Wirtschaftens durch Aufbau von Plattformen, Netzwerken, Info-Börsen fördern und zivilgesellschaftliche Organisationen stärker unterstützen

- Globale Verantwortung stärken, indem der Zusammenhang von Wirtschafts-, Klima-, Umwelt-, Sozial- und Entwicklungspolitik sowie die Verantwortung für faire Lieferketten hervorgehoben wird.

- vorhandene demokratische Möglichkeiten und Gesetze nutzen. Dem Gemeinwohl dienen ist in der Landesverfassung verankert: (Artikel 1)

- den Ansatz der GWÖ konkret anwenden, indem Landesunternehmen mit gutem Beispiel vorangehen und eine GWÖ-Bilanz machen

- Bürger*innen-Beteiligung stärken, z. B. durch Bürgerkonvents, und dabei Themen zu Globaler Verantwortung (s.o.) einbeziehen. Es braucht eine Weiterentwicklung unserer demokratischen Entscheidungsverfahren im Sinne des Gemeinwohls z. B. durch Konsens-Verfahren und entsprechende Pilotprojekte.

- zum Argument „nicht finanzierbar / fehlende Mittel“: Geld und Ressourcen sind genug da. Es braucht eine Umverteilung und eine Suffizienz-Strategie

- es braucht positive Visionen und gute Beispiele des Gelingens die nachvollziehbar zeigen, wie sozial, ökologisch, ökonomisch und demokratisch zusammen gedacht und praktiziert werden können. Hier sollten wir von anderen Kulturen lernen, z. B. buen vivir und ubuntu.


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