Pressebericht: Wirtschaften soll sozialer werden

In Pforzheim hatten die evangelisch-methodistische Kirche, die evangelische und die katholische Kirchengemeinde am 10. Februar zur Veranstaltung „Gut und gerecht leben – ein Widerspruch?“ mit Joachim Langer von der Werkstatt Ökonomie eingeladen.

Die Pforzheimer Zeitung berichtete darüber:

Wirtschaften soll sozialer werden: Kirchen befassen sich mit Gemeinwohlökonomie

Der ökologische Fußabdruck zeigt: Würden weltweit alle Menschen so leben wollen wie das in Deutschland momentan geschieht, wären dafür drei Erden nötig. Aber es gibt nur eine. Und daran wird sich auch nichts ändern. „Wenn wir so weitermachen, verspielen wir die Ressourcen und das Potenzial folgender Generationen“, warnt Joachim Langer und sagt: „Wir in Deutschland leben auf Kosten anderer.“

Aber der Geograf von der Werkstatt Ökonomie zeigt auch einen möglichen Ausweg auf: die Gemeinwohlökonomie. Ein Ansatz, der auch für kirchliche Akteure interessant ist. Rund 30 Teilnehmer haben sich bei einer von der evangelischen, katholischen und evangelisch-methodistischen Kirche organisierten Videokonferenz darüber informiert – und festgestellt, dass die Transformation wesentlicher Bestandteil des Konzepts ist. „Kern der Krise ist unsere Art zu wirtschaften“, sagt Langer und prangert einen verschwenderischen Umgang an. Der Ressourcenverbrauch wachse ständig und einen Wettbewerbsvorteil hätten vor allem die Unternehmen, die viel und billig produzieren.

Niveau, das die Erde verkraftet

Doch so kann es aus seiner Sicht nicht weitergehen: Der Dominanz des Gewinn- und Wachstumsdenkens setzt er die Nachhaltigkeit entgegen, die vor dem Hintergrund begrenzter Ressourcen einen Ausgleich finden will: ein Niveau, das die Erde verkraftet. Bei der Gemeinwohlökonomie gehe es darum, ein gutes Leben für alle zu schaffen, für Mensch und Umwelt – wohl wissend, dass intakte Ökosysteme ein erfülltes Leben erst ermöglichen. Werte wie Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit, Mitbestimmung und Transparenz sollen als Maßstab dienen. Werte, die sich laut Langer gut mit christlichen Grundüberzeugungen decken. Sie sollen mit Berührungsgruppen in Verbindung gebracht werden, etwa Angestellte, Zulieferer oder Kunden. Die Gemeinwohlökonomie-Matrix dient dabei als Ansatz für eine ethische Wirtschaftsordnung. Die Gemeinwohlbilanz soll für Konsumenten Transparenz herstellen. Aber Langer betont auch: Eine ethische Wirtschaftsordnung von oben zu erlassen, helfe allein nicht. „Das muss eingeübt werden und das lässt sich nicht von heute auf morgen machen.“ Es gebe schon viele gute Beispiele für Initiativen, sagt Langer und erklärt: „Unser Wirtschaftsmotor läuft zu schnell, er läuft heiß.“ Dem Menschen tue das nicht gut. Stichwort Burnout.