Ein extrem ereignisreiches Jahr liegt hinter uns. Noch nie hat die KASA so viele Veranstaltungsanfragen wahrgenommen oder selbst Veranstaltungen mit Partnerorganisationen durchgeführt wie in diesem Jahr. Dazu beigetragen haben die Ende September 2015 verabschiedeten Nachhaltigkeitsziele der UN (SDGs) ebenso wie die hierzulande entbrannten Debatten über TTIP und CETA, die das Interesse an den Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (EPAs) wieder verstärkt haben. Zusätzlich führte die Auseinandersetzung mit Fluchtursachen angesichts der großen Zahl Geflüchteter dazu, dass damit verwandte KASA-Themen, wie Handel, Rohstoff- und Landwirtschaftspolitik, erneut an Bedeutung gewinnen. Der Rückgriff auf die fachlichen Kompetenzen der KASA in solchen Krisenzeiten hat unsere prozessorientierte Arbeitsweise entlang langfristig angelegter Themen wieder einmal bestätigt und lässt uns auch weiterhin daran festhalten.
Interessant war in diesem Jahr zu beobachten, wie verschiedene Stränge ineinander greifen und neue Schwerpunkte bilden. So haben wir mit der Ausstellung über die Witwen von Marikana einerseits ein kunstinteressiertes Publikum erreicht und andererseits in Verknüpfung mit dem Film über das Massaker von Marikana selbst und dessen Bezug zu BASF als Aufkäufer des in Marikana geförderten Platins eine neue Kampagne zur Unternehmens- und Lieferkettenverantwortung aufzubauen begonnen. Diese Beschäftigung mit den jüngsten Menschenrechtsverletzungen in Südafrika hat die Debatte um die Entschädigung der Apartheidopfer als Schwerpunktthema der KASA erweitert und verändert.
Die internationale Klage gegen Konzerne wegen Beihilfe zu schweren Menschenrechtsverletzungen während der Apartheidzeit ist vor US-amerikanischen Gerichten vorerst gescheitert und damit bleibt auch die Entschädigungs- und Wiedergutmachungsfrage und die damit zusammenhängende Frage nach sozio-ökonomischer Gerechtigkeit nach wie vor ungelöst. Diese Probleme, einerseits in ihrer Kontinuität mit der Geschichte und andererseits aber auch in ihren neuen Erscheinungsformen zu erfassen, hat KASA in ihrer Arbeit 2015 aufgegriffen.
Bibliographische Angaben:
Kirchliche Arbeitsstelle Südliches Afrika (KASA) (2016): Jahresbericht 2015, 24 Seiten, Heidelberg, Januar 2016