Finanzderivate – Formen, Märkte, Crashs, Kontrollen

Metallgesellschaft 1993, Orange County 1994, Barings 1995 – die großen Skandale haben ihre Spuren im Bewusstsein der Händler, Aufseher und Journalisten hinterlassen. So real die Auswirkungen solcher Zusammenbrüche sind – Arbeitslosigkeit, ein zahlungsunfähiger Landkreis, der Verkauf eines traditionsreichen Bankhauses für ein Pfund oder weltweit kollabierende Kupfermärkte – so undurchsichtig erscheinen die Ursachen. Meist dauert es Monate bis zur Gewissheit, welche derivativen Instrumente benutzt, welche Strategien verfolgt wurden und wie hoch die tatsächlichen Verluste sind.

Derivate: Während die einen mit ihnen die Erwartung verbinden, mit kleinem Einsatz riesige Summen bewegen und entsprechende Gewinne erzielen zu können, sind sie für andere der Sargnagel eines Finanzsystems, das sich längst von den wirtschaftspolitischen Realia und Güterströmen abgekoppelt hat. Der Umstand, dass eine Großbank mit diesen Instrumenten höhere Umsätze als im traditionellen Kreditgeschäft erzielen oder dass die Finanzabteilung eines Großunternehmens damit den Konzern in einen Beinahe-Konkurs treiben kann, befördert die Mythenbildung noch. Derivate sollen gegen die Unsicherheiten auf den Märkten schützen; sie sollen die Geschäftsrisiken berechen- und handelbar machen. Nun scheinen sie selbst zum Risiko eines Finanzsystems geworden zu sein, dessen Märkte mehr und mehr zusammenwachsen.

Bibliographische Angaben

Seifert-Granzin, Jörg (1996): Finanzderivate – Formen, Märkte, Crashs, Kontrollen (Werkstattberichte; 15), Juli 1996, 47 S.