fair spielt-Firmenumfrage: Branche verspielt Vertrauen, ICTI CARE-Prozess verliert an Substanz

Auch Ende 2015 befragten wir im Rahmen des Projektes „fair spielt” deutsche Spielzeughersteller und -händler nach ihrer Beteiligung am ICTI CARE-Prozess (ICP), dem Programm des Weltverbandes der Spielzeugindustrie (ICTI) zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in (v.a. asiatischen) Spielzeugfabriken. Diesmal beteiligte sich der Deutsche Verband der Spielwaren-Industrie (DVSI) an der Fragebogenaktion – in der (inzwischen enttäuschten) Erwartung, mehr Mitglieder des Verbandes würden sich an der Fragebogenaktion beteiligen: Selbst nach einer Verlängerung der Rückmeldefrist haben nur 55 der 228 angeschriebenen Firmen geantwortet.

Auf der fair spielt-Firmenliste werden diejenigen Firmen aufgelistet, die bekanntermaßen in Fernost produzieren (lassen). Die aktuelle Liste umfasst 106 Firmen. 64 von ihnen, also mehr als 60 Prozent, können noch nicht einmal für einen ihrer Lieferanten ein Zertifikat des ICP vorlegen; vor fünf Jahren galt das „nur“ für die Hälfte der Firmen. Seinerzeit bezogen fast 27 Prozent der Firmen auf der Liste ihre Ware nur von zertifizierten Betrieben; heute sind das nur noch 19 Firmen (oder knapp 18 Prozent).

Vor diesem Hintergrund behält der Befund aus den letzten Jahre seine Gültigkeit: Dem ICTI CARE-Prozess fehlt jedes Instrumentarium, um die Spielzeugfirmen wirksam einzubinden: Sie müssen sich nicht zu einer kontinuierlichen Beteiligung am Programm verpflichten und schon gar nicht zu einer stetigen Verbesserung der Arbeitsbedingungen in ihrer Lieferkette. Ihnen werden keinerlei verbindliche Pflichten auferlegt, etwa in Form von Fortschrittsberichten, und es gibt weder Fortschrittskontrollen noch Sanktionen. Unternehmerische Verantwortung für die Einhaltung der Arbeitsrechte in der Lieferkette bleibt damit nicht nur freiwillig, sondern auch vollkommen unverbindlich.

Diese Unverbindlichkeit scheint den ICP für Firmen attraktiv zu machen: Während die Zahl der zertifizierten Betriebe seit fünf Jahren bei rund 1100 stagniert, hat sich die Zahl der Unternehmen, die sich am so genannten ICP Committed Brands Program beteiligen und damit auf der Website des Programms als verantwortliche Unternehmen dargestellt werden, im selben Zeitraum mehr als verdoppelt. Derzeit gibt es 1537 Firmen, die versprechen, nur noch bei zertifizierten Betrieben einzukaufen – also mehr als zertifizierte Betriebe.

Unter den 30 deutschen Firmen, die am Committed Brands Program teilnehmen, finden sich (neben zahlreichen Karteileichen) acht Unternehmen, die aktuell nicht einmal für einen ihrer Lieferbetriebe ein Zertifikat des ICP vorgelegt haben, darunter bekannte Marken wie Nici, Depesche und Schmidt Spiele.