Spielzeugbranche verabschiedet sich vom ICTI CARE-Prozess

Einmal im Jahr fragt fair spielt Spielzeughersteller und -handel mithilfe eines Fragebogens, wie sie sich am brancheneigenen Programm zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Lieferkette, dem ICTI CARE-Prozess, beteiligen. Im Rahmen des Programms wird darüber nämlich keine Rechenschaft abgelegt.

Die aktuelle Umfrage von Ende 2016 zeigt, dass sich der Trend massiv verstärkt hat, der spätestens seit 2012 zu beobachten ist: Der ICTI CARE-Prozess verliert in der Branche immer mehr an Boden. Immer weniger Firmen nutzen das Programm, um in ihrer Lieferkette für die Einhaltung grundlegender Arbeitsstandards zu sorgen. Der Anteil der Firmen in der fair spielt-Firmenliste, die für keinen ihrer Lieferanten bzw. ihrer Produktionsstätten ein ICTI-Zertifikat  vorlegen können, stieg von 50 Prozent (2010) über 60 Prozent (2015) auf nunmehr zwei Drittel. Umgekehrt sind es nur noch 17 der 107 Firmen, deren Lieferanten bzw. Produktionsbetriebe in China bzw. Fernost alle zertifiziert sind – nur noch halb so viele wie 2009. Die Rücklaufquote der fair spielt-Umfrage stürzte von Werten um die 25 Prozent auf jetzt nur noch 14 Prozent ab.

Damit bestätigt sich, was Prof. Nick Lin-Hi in seinem Gutachten für Misereor im Jahr 2012 als die entscheidende Schwäche des ICTI CARE-Prozesses identifiziert hatte: Es gelingt dem Programm nicht, die Markenfirmen einzubinden. Und die Entwicklung macht deutlich, dass der Grundsatz der Freiwilligkeit sehr schnell an seine Grenzen kommt, wenn es um die menschenrechtliche Verantwortung der Marken und des Handels in ihren Lieferketten geht.